Moventum: Kein eindeutiger Trend bei Aktien auszumachen

Die Aktienmärkte stehen aktuell im Spannungsfeld von Zinsen, Wachstum und der politischen Situation. „Inflation, Geldpolitik, Wirtschaftswachstum, Wahlen und Geopolitik werden in den kommenden Monaten die marktbeherrschenden Themen sein“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. Kursausschläge in die eine oder andere Richtung seien dabei möglich, der Trend bleibe uneindeutig. „Wir positionieren uns daher vorerst insgesamt neutral.“

„Unsere bisher größte regionale Wette – Japan – reduzieren wir von übergewichten auf neutral“, erklärt Gerlinger. Zwar konnte der Markt in den vergangenen Quartalen von den Kapitalabflüssen aus China profitieren. Diese sind nun allerdings etwas abgeebbt, Ende des ersten Quartals ist der Markt in eine Konsolidierungsphase eingetreten. „Japanische Aktien bleiben zwar weiter interessant“, so Gerlinger. Denn günstige Bewertungen, die vom schwachen Yen profitierende Exportwirtschaft sowie Corporate-Governance-Maßnahmen wie Aktienrückkäufe und hohe Dividenden eröffnen durchaus Kurspotenzial. Als Belastung könnten sich aber die nächsten Schritte der Bank of Japan hin zu einer etwas restriktiveren Geldpolitik erweisen.

In den USA hat sich die Rallye trotz guter Quartalsergebnisse zunächst nicht weiter fortgesetzt. Gestützt wurde die Wall Street zuletzt von immer weniger Techwerten, insbesondere durch die KI-Phantasie kommt es zu den unverändert hohen Bewertungen. „Technologische Fortschritte wirken sich fortlaufend auf die Produktivität in den USA aus“, erklärt Gerlinger. „Die Gewinnerwartungen bleiben in dem Segment unverändert hoch.“ Das KI-Exposure spreche unverändert für den US-Markt. Alle Entwicklungen zusammengenommen führen dazu, dass Moventum das leichte US-Übergewicht ebenfalls auf neutral reduziert. Nebenwerte werden in den USA aktuell nicht gewichtet. Die geringer als erwartet ausfallenden Zinssenkungen könnten auf den Nebenwerten lasten, da diese traditionell eine höhere Verschuldung aufweisen und damit von höheren Kreditkosten belastet wären.

Zuletzt entwickelte sich der europäische Aktienmarkt erfreulich positiv. „Offenbar spiegelt sich hier die Erwartung einer zyklischen wirtschaftlichen Erholung wider“, erklärt Gerlinger. Die ersten konjunkturellen Stabilisierungstendenzen sind an den Frühindikatoren sichtbar, wobei der jüngste Rückgang des deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex allerdings die Risiken verdeutlicht. Insgesamt bleiben europäische Aktien günstiger bewertet als US-Aktien und handeln unter dem historischen Durchschnitt. Insbesondere Small- und Mid-Caps zeigten in den vergangenen vier Wochen erstmals wieder eine bessere Wertentwicklung. Die erste Zinssenkung der EZB sowie positive Gewinnrevisionen könnten für weiteres Kurspotenzial sorgen. Bei Moventum bleibt Europa neutral gewichtet, wobei man außerhalb der Eurozone in der Schweiz und in Großbritannien leicht untergewichtet ist.

Bisher untergewichtet werden nun auch die Schwellenländer bei Moventum neutral eingestuft. Ein wichtiger Grund dürfte die Erholung des chinesischen Aktienmarktes sein. Trotz der nach wie vor bestehenden Probleme im Immobiliensektor wurden die Wachstumsprognosen leicht nach oben revidiert. „Die fiskalpolitischen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Wirtschaft zu stützen, scheinen zu wirken“, sagt Gerlinger. So ist die chinesische Regierung unter anderem dazu übergegangen, nur noch gezielt einzelne Branchen zu stützen. Gleichzeitig profitiert der Konsum von Steuerreduzierungen und den hohen Ersparnissen der Chinesen. „Ein Wirtschaftswachstum von bis zu fünf Prozent scheint möglich zu sein“, prognostiziert Gerlinger. Es bestehe allerdings die Gefahr, dass chinesische Exporte zunehmend mit Zöllen belegt werden. Ein weiterer Grund für das Hochstufen der Emerging Markets auf neutral könnte auch die große Nachfrage nach Rohstoffen sein, was sich positiv auf rohstoffreiche Schwellenländer auswirkt. Indien bleibt ebenfalls aussichtsreich und wartet mit beeindruckenden Wachstumsraten auf. „Wichtig wird sein, dass die Regierung ihrem wirtschaftsfreundlichen Kurs treu bleib“, sagt Gerlinger.