J.P. Morgan AM: Mega-Caps des Silicon Valley werden künftig zu großen Dividendenzahlern

Im Fondsmanagergespräch erklärt Sam Witherow, Manager des JPMorgan Investment Funds – Global Dividend Fund, der jüngst ein neues Allzeithoch erreichen konnte, die aktuellen Chancen und Herausforderungen für Dividendenportfolios.

Welche Erwartung haben Sie für Dividendenaktien, Herr Witherow?

Sam Witherow: Zunächst ist es sinnvoll, noch einmal die enorme Marktkonzentration der „Glorreichen Sieben“ zu betrachten, die vor allem im letzten Jahr von der Euphorie rund um die künstliche Intelligenz angetrieben wurde. Im bisherigen Jahresverlauf hat sich das Bild bereits etwas geändert, nun könnte man eher von den „Fantastischen Vier“ sprechen – insbesondere Nvidia treibt nach wie vor diese außergewöhnlichen Marktzuwächse. Die Rekord-Marktkonzentration beginnt sich aber aufzulösen. Nichtsdestotrotz bleibt die Bewertungselastizität angespannt, d.h. der Bewertungsaufschlag für Aktien mit geringer Rendite ist wieder nahe den Höchstwerten von 2021. Allerdings steigen die Dividendenprognosen weiter und die weiterhin niedrigen Ausschüttungsquoten seit der Pandemie deuten auf Dividendenstabilität hin. So erwarten wir tatsächlich positive Überraschungen der Unternehmen bei den Dividendenzahlungen. Für die nächsten fünf Jahre rechnen wir mit einer Steigerung der Dividenden global um 7,5 Prozent.

Deshalb möchte ich allen, die sich aktuell um die Gewinnsituation der Unternehmen sorgen, folgendes mit auf den Weg geben: Die Kombination aus günstigen Bewertungen und robusten Fundamentaldaten für Dividendentitel ist immer ein gutes Umfeld. Schauen Sie sich nur die positive Entwicklung für Dividendentitel von 2003 bis 2007 oder 2010 bis 2014 an.

Geht es jetzt zurück von „Growth“ zu „Value“ – und wie berücksichtigen Sie das in Ihrem Portfolio?

Sam Witherow: Als Core-Portfolio ist der Global Dividend Fund relativ unabhängig von einem bestimmten Stil und konnte in den letzten fünf Jahren stets den Markt übertreffen – selbst in einem Wachstumsumfeld. Wenn der Zinserhöhungszyklus endet, ist dies erfahrungsgemäß für Dividendentitel, die ja eine Kombination aus Substanz und Qualität sind, positiv. Aktuell ist der Zyklus durch die KI etwas durcheinandergewirbelt, aber wir finden für unser Global Dividend Portfolio auch zahlreiche Dividendentitel, die vom KI-Boom profitieren sollten.

Sie erwähnten die KI-Euphorie, die den Magnificent Seven Rückenwind gab – dagegen wirken Dividendentitel etwas langweilig. Wie kann das Investmentuniversum da mithalten?

Sam Witherow: Eine zynische Bemerkung dazu wäre, dass Dividenden den Cashflows folgen. Jahrzehntelang waren diese Cashflows vor allem bei Unternehmen der Öl- und Gasindustrie oder den Banken zu finden. Heute sind es die Tech-Giganten – und mit ein bisschen Verzögerung folgen auch die Dividenden. Nachdem die Tech-Firmen zunächst Aktienrückkäufe im Fokus hatten, beginnen die Mega-Caps des Silicon Valley inzwischen, Dividenden auszuschütten. Das ist ein Zeichen für ihre weiterentwickelten Geschäftsmodelle und ihren Fokus auf Cash-Generierung. Zwei spannende Beispiele sind der Meta-Konzern und Alphabet, aber auch Salesforce. Die Dividendenzahlungen starten hier zwar auf einem geringen Level, aber wir rechnen mit enormen Wachstumsraten in den nächsten Jahren, was eine sehr spannende Entwicklung verspricht.

Das heißt, ein Unternehmen wie Meta ist jetzt auch Bestandteil Ihres Dividendenportfolios?

Sam Witherow: Mit unserer Research- und Investmentplattform und unserem besonderen Investmentprozess haben wir die Flexibilität, auf diese Veränderungen zu reagieren. Indem wir nicht rein auf die Dividendenrendite, sondern auch auf das Dividendenwachstum fokussieren, können wir diese Unternehmen berücksichtigen. Denn das Wachstum der Dividenden ist für uns eben auch ein wichtiger Faktor. Unsere globale Aktien-Research-Plattform covert das gesamte Investmentuniversum, also auch diese typischerweise weniger in Dividendenportfolios zu findenden Unternehmen. Und so haben wir Meta gleich in das Portfolio des Global Dividend Fund aufnehmen können, als sie kürzlich mit den Dividendenzahlungen begonnen haben.

Wie positioniert man sich als Dividendenanleger für das allgemein erwartete „Soft Landing“?

Sam Witherow: Wir denken, dass dieses Szenario bereits weitgehend eingepreist ist. Aus einer Risiko-Rendite-Perspektive bevorzugen wir deshalb nicht die typischerweise im Fokus stehenden zyklischen Werte, sondern vielmehr defensive Titel. Aus langfristiger Bewertungssicht sind diese nämlich nach wie vor immer noch sehr günstig – fast auf dem historisch niedrigen Niveau von 2004. Wir warten auf Signale, dass sich die Bewertungsschere wieder schließt, sodass wir uns weiter in diese Richtung positionieren können.

Bei welchen Branchen sehen Sie Chancen beziehungsweise Herausforderungen?

Sam Witherow: Ein Beispiel ist der Sektor der Basiskonsumgüter, die in einem typischen Dividendenportfolio zumeist einen größeren Anteil von etwa 15 bis 20 Prozent ausmachen, während wir sie in unserem Global Dividend Fund aktuell nur mit weniger als 7 Prozent gewichtet haben. Wir erwarten eine schwierige Phase für dieses Marktsegment, da die Preiserhöhungen, die in den letzten Jahren gut vom Markt aufgenommen wurden, nun stärker von den Konsumenten abgestraft werden, indem sie etwa von Markenprodukten zu günstigeren Angeboten wechseln. Um ihre Volumina aufrechterhalten zu können, müssten die Unternehmen ihre Preise beispielsweise wieder senken – vor diesem Hintergrund werden sie aber wahrscheinlich nicht ihre Dividenden erhöhen.

Stattdessen erwarten wir beispielsweise bei den Versorgern einen gewissen Rückenwind. Durch den Trend zu Elektrofahrzeugen aber auch getrieben durch Datencenter ist der Strombedarf rund um den Globus massiv gestiegen, insbesondere in den USA.

Die Fragen wurden von Jakob Tanzmeister, Investment Spezialist im Multi-Asset-Solutions Team von J.P. Morgan Asset Management im Rahmen einer Webkonferenz gestellt. Die gesamte Konferenz können Sie hier anschauen.